grasen
i. die situation
am 23. november
1997, die dämmerung tritt exakt um 17.23h auf und lässt für
die zeitspanne einiger minuten die antagonisten tag und nacht,
ying und yang, fix und foxi (in diesem bild befindet sich ein
fehler) in einen umstand unangenehmen gleichgewichts eintreten,
derweil ich, einer der dem namen zabel gehört, über einiges
gras trete, ich weiss nicht genau warum, wieso auch, draussen,
in der geometrie der landschaft, zwischen den schnellstrassen;
und wie ein uhrwerk, schritt für schritt, arbeitet sich dieser
sportlich gedachte körper, das ist mein astralleib (bei schnupfen:
nasalleib), durch die feindlichen dimensionen; ordinate und
abszisse blühen einen garten zusammen, der wunderherrlich die
sinne betört. na, und da stehen sie, die belebten dinge, stehen
so und bieten ihre namen feil, stehen und bieten sich sachverhalten
an, lassen sich in zusammenhänge stellen, da kümmert sich die
sachverhaltverwaltung drum und drüber, z.b. hängen die dinge
im netz von meiner weltwahrnehmung (d.i. klebrig). nun bin ich
kein mann grossen reichtums, und inwieweit ich überhaupt ein
mann bin, überlasse ich, lässigerweise, der definitorischen
potenz anderer; doch auch im kontakt mit dem vermögen, das sich
zabel nennt oder auch ich, bleibt den erscheinungen nicht erspart,
als gegenstand einer erkenntnis zu enden. aber: in diesem fall
haben die brandige pusteblume, ein loser satz schraubenmuttern
und was nicht der zufall alles zusammentreibt und mit hübschen
adjektiven schmückt, glück, in diesem fall bin ich, wie man
so sagt: woanders. und woanders heisst in diesem fall: naomi,
anabell, beate, heike, 1 glas bier, johanna, jessica, l’après-midi
d’un faune, marina, svantje, anabell;
ii. auguren
polizeiberichten
zufolge habe sich mit ziemlicher sicherheit um 17.20h ortszeit
ein erote der fläche entwunden und plastisch aus dem staub des
museums gemacht. mit sicherlicher ziemlichkeit gesehen zu haben
bestätigen passanten: ein kleines dickes kind mit flügeln dran.
und war bewaffnet. eben, eben. ein mistvieh. so isses. ein nackiger
liliput. genau. ein exhibitionismus. ich sag’s ja. eben, eben.
iii. ff.
(falling forward)
heisst in
diesem fall: simone, nina, anabell, emmy, und olivia und was
da alles aus dem reden in die taufe einst und so. um was? um
seinem namen ein sauberes signifikat zu sein. seinem mann eine
frau. dem auge ein bild. seinem blut ein gefäss. seinem geist
ein gesäss, hineinzutreten. fix und foxi. ich erwache. d.h.
natürlich ihrem mann seine frau, weil anabell z.b., die ist
ja keine transe; beschränkte sprache (irrlicht sprache). auf
jeden fall trägerinnen von namen und hübscher wäsche, aus der
sie nur so schauen, wenn ... ich kenne das programm und i am
that i am: zabel: der gargantua der liebe. wie ich einerseits
noch immer über gras gehe, draussen, und andererseits ziemlich
woanders, anabell. wie ich aus dem geschenkpapier, es raschelt,
meines bewusstseins plötzlich schöne deutsche sätze zaubere.
wie ich vorspreche, als zabel. dem empfänger auf die sinne gehe.
vornehmlich diesem beeindruckbaren druckknopf, der aus hellerem
fleisch ist, wenn auch hintergedanklich, und so gesagt das meiner
person nicht ganz richtig erschiene, d.i. „der vogel der aus
der furche der / erde mit dem schnabel schaut“. hallohallo.
klare versprechen mit feinmotorik, liebe fürs detail, you know.
der wörtliche banal-verkehr. ein harem von worten ist mir gefällig,
damit schaffe ich, wenn ich in form bin, situationen vermischter
natur (to shuffle situations), dann aber gute nacht, marie.
schüttüttele, so eine sauerei, mein herzle aus, darin zu lesen.
und es raschelt das gras. wie ich maria usw. da auf das canapee
rede, um dem höheren zweck der lieblichen leibe zu dienen, um
einiges aus der umwelt zu schaffen während der leiblichen liebe,
was sonst sekündlich und wundenherrlich den sinn verstört, z.b.
qual und tod; oder vielmehr zurückzulassen in „irdischer bande“,
während das astro-paar, ich fahre nämlich so einen opel astro
und anabell fährt mit, vergeht und schmilzt und eingeht in die
tieferen bezirke des seins (z.zt. wegen restauration geschlossen),
um dann in der zumindest ebenso vagen wie beklemmenden enge
seiner wachpersönlichkeiten zu landen, in seinen namen: ein
sauberes signifikat zu sein, seiner species ein, schon irgendwie
spezielles, exemplar, „schau mal, dieser leberfleck“. dann fix
und foxi runtergeredet vom kanapee, ich hab ja noch zu arbeiten,
so geht sie, die ganze beschäftigungstherapie. und ich beschäftige
mich auch so. nur manchmal zeige ich mir meinen arm, auf dem
eine flechte leuchtet und ich vergegenwärtige mir, siehst du,
hier ist die membran, hier will ich raus, hier transzendiere
ich. jetzt aber gehe ich vorwärts über gras, erwachend, und
auch archaische dichterinnen sprachen und sprechen von der scham
als einem gras oder grasähnlichem, „mein krauses haar / ist
die kresse, die krause kresse“; ich weiss nicht, wie geht bewusstsein,
wust- und wüstsein, ist es das krause gras, das hier diktiert
oder souffliert, das zabel, das bin ich, denken macht in richtung
gras und so, hier wo ich gehe und immer gehe, in der geometrie
der landschaft, über den schamhügeln; ein richtiges mysteriosum
iv. der
anzug u.a., ein gedankenflug
es verschwindet
jemand in einem anzug. was da cotton cord polyester was-weiss-ich
zabel und co. zusammenhalten im netzwerk der fäden, das geht
in stücke, zerfällt in einzelteile, zerstöbert sich unablässig
in partikel. wie nebengedanken-sabotage. was überhaupt nicht
gefällt. man nimmt das vorgetragene, tradierte, second hand,
mit atmungsaktiven mottenlöchern, so geht man raus in die ökonomie
und an die kultur. ich übrigens trage untendrunter ein t-shirt
mit der aufschrift: born to kill. finde mich an diesem oder
jenem punkt, das ist keine sternwarte, der erzählung meines
lebens oder ablebens, je nachdem, z.b. in der geometrie der
landschaft. immer erwachend und erwache in helleren bildern
(vieles verschwindet unter helleren bildern). da kommt dann,
und ganz unvermittelt, exakt um 17.23h eine kosmische dämmerung,
am 23. november 1997, und das tut sie allgemein und spätestens
seit es kalender gibt, also gebiert sich an diesem punkt und
zeitpunkt, wo ich augenblicklich gehe auf der welt, und zwar
über gras, längen- und breitengrad, speziell für mich wie eine
funkelnde apothekerwaage in hellerem licht. und ich könnte ja
einfach wegschauen, nein, das kann ich nicht, ich bin ja so
empfänglich, ich als teil des ganzen, anna, denn das bin ich
ganz gewiss und zabel bin ich auch. durch drähte und leitungen
nämlich ist alles mit allem verbunden, ein sirrendes netzwerk
verknüpfung, das sirrt in der informationsdichte der luft. im
spotlight meiner gehirnanlage kommen die magischen worte wie
beständigkeit, funktion und gleichgewicht zu ihrem legendären
auftritt. das führt zu einiger geistiger flugakrobatik, flattern
und schwanken; ein glück, dass ich meine tieferen erkenntnisse
nicht sagen kann, sonst machte ich aus einem harmlosen gang
über einiges gras eine weltausstellung des schöneren denkens.
und ich erwache. zwei füsse, die ich als meine identifiziere,
stehen da so auf gras. erwachend im imperium von tatsachen grosser
tatsächlichkeit muss ich erkennen: ja, auch das gras hat seine
krausalität, von dieser warte aus
v. die aktion
oder der schneider von ulm
am 31. mai
1811, windgeschwindigkeit und thermik tendieren exakt gegen
null; für die zeitspanne einiger langer minuten trippelt albrecht
ludwig berblinger auf der brüstung der adlerbastei zaghaften
schrittes her und hin, und nein, er spielt nicht die heroische
ballerina, während unten, am ufer, zahlreiche leiber, der könig
ist auch da, sich zu dem animalisch- wie unberechenbaren wesen
formieren, das masse heisst. schwere wogen von gejohle steigen
auf auf höhe des turms und immer weiter wie luftleichte vögel
unter dem unermesslichen baldachin der welt. berblinger verzeichnet
eine jähe vegetative bewegung mit dem ungenauen seismographen
seines bewusstseins, das, noch ying kein yang, in einen unangenehmen
dämmer tritt. was er hier tut, auf dem turm, mit dem flugapparat,
der ist direkt auf seine menschliche muskelmasse geschnallt,
vier bände von da vincis „codex vom vogelflug“ wiegen schwer
im archiv des gedächtnisspeichers, den er sein eigen nennt,
er ist sich nicht sicher. er muss das der definitorischen inkontinenz
der anderen überlassen. da reisst plötzlich der faden, nicht
berblingers, sondern der der geduld des königlichen bullen,
der blöde hinter der brüstung steht und berblinger mit einem
tritt überredet zum abhub unter den unermesslichen baldachin
der welt, „wenn ich ein vöglein wär“. was berblinger nicht ist.
schmetternde luft. ein unrhythmisches flattern, trudeln, das
in keinem verhältnis steht zur gravität des adlers, doch beispielhaft
die newtonsche gravitation zur anschaung bringt. berblingers
vogelperspektive. die oberfläche der donau, die sich in sekundenschnelle
ins monströse steigert. so stürzt albrecht ludwig berblinger
am 31. mai 1811 in die blaue donau, die noch blau ist, stürzt
mit den üblichen deformationen der überlieferung durch die zeit
und in die endlosen schiefen bahnen meines schöneren denkens.
das steht da so auf einigem gras und muss reagieren auf impulse
jeglicher provenienz, und ich hatte von berblinger gehört, das
war neulich oder schon länger her, von miriam oder maike, wer
kann das schon wissen, alles verfliesst sagt hare klit, und
in unregelmässiger wiederkehr erscheint mir das bildnis berblingers,
als wollte es mir irgendetwas sagen. zu meinen füssen immer
noch der unermessliche mikroskopische spuk der atomwelt, ich
als zabelähnliches dazwischen, mein aufrecht gehaltener kopf
weist pfeilartig in die unermessliche leere des raums. mit einer
linken hand in der hosentasche spiele ich ohne weitere aufmerksamkeit
mit dem geometrischen dreieck, das ich bei mir trage. ich erwache.
und wie um meinem verrennen richtung und mass zu geben, kehre
ich zurück in meine fixe perspektive, meinen namen, kehre mich
als haufen zusammen im goldenen schnitt meines anzugs, navigiere
meinen körper kurzerhand nach rechts auf den see zu, der dort
liegen muss, um in helleren bildern zu erwachen
vi. die
feier
wenn nichts
passiert, gerät alles zur sensation. sobald man nicht mehr so
recht weiss, worum es eigentlich geht, liegt es nahe, messbare
parameter anzubieten. meine körpertemperatur liegt exakt bei
36,4° c, als ich den see erreiche. im uhrzeigersinn ziehe ich,
blickend, meine bahnen um die perfekte oberfläche des sees.
da liegt der see. da liegt was in der luft. und nein, es ist
nicht berblinger, der oben seine bahnen zieht, das ist der sogenannte
cupido, der schiesst jetzt auf mich ein wie sau. es wird poetisch.
wie im zeitraffer die rose geht sofortlichst auf ein sensorium,
mit dem bin ich per du, und der abend und see und sämtliches
zubehör zeigen sich in einem rosafarbenen licht. wie der kies
am knirschen ist, die kleinsten teilchen geben laut, ich gehe
auf petrochemischen tastaturen, löse gesang aus, der die ohren
schöner penetriert. und ein röhricht steht am see, ein äusserst
musikalisches rohr, und das intoniert ein thema, nicht für sich
und seinen stockverein allein, das imponiert in aller höchstpersönlichkeit
für meine liebenden sinne und ich höre des holzes a und g und
f, das nimmt mich ganz schön in beschlag. dann kommt das dolby
surround des extra summend gemachten buschwerks dazu und untermalt
die atmosphäre. dolly all around, alles verstrickt sich so geschwisterlich,
das spüren meine zellen im innersten; klonzeugen einer natürlichen
komposition; ich kann die fäden fast sehen. und jetzt wandert
mein heller blick, der auch zabels ist, über das wasser des
sees, wo ein dreamteam dieser haubentaucher, nina?, anabell?,
ich kenne die namen nicht, er hängt sich ein bei diesen entendings,
so schwimmen wir selbdritt auf das helle bild des anderen ufers
zu, um zu erwachen; es ist 17.27h
|